Für Beate schien das Ende der Ära Ulbricht zu spät gekommen zu sein: Längst war sie dem Alkohol verfallen und wurde immer wieder von der Polizei vor einschlägigen Berliner Lokalen betrunken aufgegriffen. Ende der Siebzigerjahre wurde Beate Matteoli von den Behörden das Sorgerecht für ihre beiden Kinder entzogen. Deine Dich innigst liebenden Eltern.“Funkstille zwischen Berlin und Leningrad, dann eine Einladung aus Berlin zum gemeinsamen Urlaub auf der Krim im Sommer 1963. Schließlich flüchtete sie in den Alkohol. Sie hatte im Herbst 1991 der Boulevardzeitschrift "Superillu" ein langes Interview gegeben. Die Bluttat wurde niemals aufgeklärt. Das Problem wurde in sozialistischer Manier gelöst: Zum Abitur schickte man die nun junge Frau nach Leningrad, wo sie im Anschluss auch gleich ein Studium in Russisch und Geschichte am Leningrader Herzen-Institut aufnahm.

Am 1.

Jedes Jahr landete eine nichtssagende Karte auf dem Geburtstagstisch der Mutter, mit Worten zur Mädchenschrift hinpoliert. Die Tochter blieb stur, bestand auf ihrer Liebe, heiratete im Oktober 1963 Ivanko Matteoli auf dem Pankower Standesamt und sah nun in das andere Bild „innigster Liebe“: Die Eltern Matteoli erhielten kein Einreisevisum. August 1973 nie zu sehen. Erst auf den zweiten Blick wurde klar, um wen es sich handelt: Beate Matteoli, die Adoptivtochter von Lotte und Walter Ulbricht. Vorübergehend waren die Schwierigkeiten eher nicht, gleichwohl nabelte sich der Teenager ab und kam – nach dem Abitur studierte Beate Ulbricht Geschichte und Russisch am Leningrader Herzen-Institut – in der Fremde offenbar zunehmend besser zurecht.Mitte 1962 erreichte Pankow die Nachricht, die Tochter habe sich heftig verliebt, und zwar in den Sohn eines italienischen KP-Funktionärs. Ihr Name kam schlichtweg nicht vor.Noch im selben Jahr, 1973, ließ sich Beate Polkownikowa scheiden, hieß nun wieder Matteoli und kehrte in die DDR zurück. Ihren Mann Walter Ulbricht, Spitzenpolitiker in der DDR, hat sie um fast 30 Jahre überlebt. Doch das Komplexprogramm als perfekte Tochter, perfekte Schülerin, perfekter Pionier zeigte alsbald Risse.An der Russisch-Spezialschule in der Pankower Kissingenstraße, in die Beate Ulbricht seit 1954 ging, wurde das hochbegabte Nomenklaturmädchen von den Mitschülern strikt abgewiesen und des Öfteren heftig verprügelt. Versuchte Nähe aus Verzweiflung. Die WELT als ePaper: Die vollständige Ausgabe steht Ihnen bereits am Vorabend zur Verfügung – so sind Sie immer hochaktuell informiert. Die Geschichte der erschlagen aufgefundenen Beate Ulbricht ist bekannt. Nachdem jedoch Ivanko vorrausfuhr, um für die Übersiedlung alles vorbereiten zu können, erhielt sie kein Visum. Als Walter Ulbricht im Sommer 1973 starb, stand in seinem Testament nichts von einem Erbe an die Tochter. Die Order des Staatschefs an die Tochter vom Mai 1963 ließ deshalb auch an Klarheit nichts zu wünschen übrig: „Da Dich der Staat zum Studium entsandt hat, bestimmt er auch Deinen zukünftigen Arbeitsort. Im Februar 1965 wurde Tochter Patricia geboren, und es entstand der Plan, erneut nach Leningrad zu gehen, wo sie sich kennengelernt hatten. Als der SED-Chef Walter Ulbricht am 1.
Im März 1968 heirateten sie. Ergebnis dieser Beziehung war der 1969 geborene Andre: seinen Enkel bekam Walter Ulbricht bis zu seinem Tode am 1. In Leningrad wurde der Wermut gegen Wodka ausgetauscht.Wieder in Ost-Berlin gab es von allem: Wermut, Wodka, rumänischen Kognak, bulgarischen Rotwein und Sekt in rauen Mengen. Am 6. Dort angekommen, durfte sie nur noch postalisch mit ihren Eltern in Kontakt treten. Ein letztes Mal trat Beate Matteoli in den Wirren der Wende in Erscheinung, als sie wohl schon längst jeglichen Halt verloren hatte.

Dezember 1991 wird im Berliner Bezirk Lichtenberg eine 47-jährige Frau erschlagen aufgefunden: Beate Matteoli, die Adoptivtochter von Lotte und Walter Ulbricht.

Auf dem Hochzeitsfoto wieder der verträumte Kinderblick einer mittlerweile sehr schönen Frau. Als die Tochter Patricia 1971 wegen einer Lungenkrankheit zur Behandlung in die DDR geschickt wurde, fuhr die Mutter mit. Beate konnte zwar die Hochzeit erzwingen, aber ein gemeinsames Leben mit Ivano schien bald unmöglich. Nach unbeantworteten Hilferufen in den ersten Jahren fand sie sich mit ihrem Schicksal in Leningrad wohl ab und nabelte sich nach und nach von ihrem Elternhaus ab.
August vor 40 Jahren, mittags um 12.55 Uhr, starb der Mann, der wie kein anderer die DDR geprägt hatte - Walter Wer oder was entschied letztendlich dagegen?Denn Beate Matteoli lebte in diesen Jahren mehr und mehr auf der Straße, beschaffte sich Geld durch Gelegenheitsarbeiten, traf sich mit Trinkerfreunden in Kneipen und Parks. Beate Matteoli arbeitete im Ministerium für Kultur, im Epidemiologischen Zentrum der staatlichen Hygieneinspektion Potsdam, in der Schuhproduktion VEB Goldpunkt, im Ministerium für Wissenschaft und Technik, im Zentralinstitut für Information und Dokumentation und als Übersetzerin bei der Nachrichtenagentur ADN.Nirgends blieb sie länger, nirgends fasste sie mehr Fuß und wollte es vermutlich auch gar nicht mehr. Eine öffentliche Kindheit wurde zum Pflichtprogramm für sie: posierend für das Familienalbum einer ganzen und jungen Republik, beim Lernen, beim Winterurlaub in Oberhof oder am Kaffeetisch mit den Eltern. Lotte Ulbricht wehrte vehement ab. Selbst als Schülerin einer Russisch-Spezialschule, die sie ab 1954 besuchte, geriet das hochbegabte Mädchen in Konflikte mit ihren Mitschülern: Denn Anfang der 1950er-Jahre war der politische Kurs in der DDR heftig umstritten, spätestens nach den Ereignissen um den 17. Der Versuch der Tochter, das aufgezwungene Perfektprogramm in sich zu löschen. Nur Stunden nach seiner Abreise wurde seiner Frau der Reisepass abgenommen, beider Post abgefangen, die Familie für zwei Jahre zwangsweise getrennt. Ihr Leben in dem, was die Genossen Eltern für „unsere Menschen“ erschaffen hatten. Zwei Jahre lang harrte die junge Mutter im Ungewissen aus. Beate musste nun die perfekte Tochter, die tadellose Schülerin und natürlich vorbildlicher Pionier sein. Tatsächlich geben sich die nun 19-Jährige und Ivano 1963 im Pankower Standesamt das Ja-Wort, weder die Ulbrichts noch die Schwiegereltern sind dabei. Ost-Berlin Mitte der Siebzigerjahre: das Wüten der sozialistischen Schimäre, das Anhäufen toter Zeit.